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Unsere Geschichte

zum Gedenken an Michael Markus

Die Schwangerschaft

Ich (30) und mein Mann (33) waren schon fast ein Jahr verheiratet, als wir beschlossen unsere kleine Familie mit einem Baby zu bereichern. Anfang Juni 2000 setzte ich dann die Pille ab. Als Ende November mein Zyklus immer noch nicht kam und mein Mann auch immer danach fragte, machte ich einen Selbsttest.

Das Ergebnis:  JUHUI wir erwarten Nachwuchs.

Ich bat meinen Mann noch zu schweigen, bevor es wir den Grosseltern erzählen, denn ich wollte zuerst die Bestätigung von meiner Frauenärztin haben. Ich machte am Tag darauf sofort einen Termin ab, leider ging es erst auf den 23. Dezember 2000 und trotzdem war ich froh diesen Termin zu bekommen, da die Arzthelferin
mir erst im Januar 2001 einen Bescheid geben wollte, mit der Begründung,
es sei ja jetzt noch viel zu früh.

Nach dem Untersuch hatte mir mein Selbsttest bestätigt:
Ich war schwanger.

Nun konnten wir es den Grosseltern mitteilen aber wie, denn Weihnachten feiern unsere Familien getrennt. Wir lösten es auf diese Weise am 24. Dezember 2000:
Wir waren zuerst am Mittag bei meiner Familie und am Abend bei seiner. Mein Mann bekam von mir als letzter je Familie noch ein Geschenk, welches ein Strampelhöschen enthielt. So waren die Grosseltern und unsere Geschwister
über unseren Nachwuchs Informiert.Am 10. Januar 2001 wurde das 1. Ultraschal (im Spital, Ärztin hat kein Ultraschall) gemacht und ich sah unser Baby so deutlich, das Köpfchen, die Ärmchen mit Händchen, die Beinchen mit den Füsschen, obwohl es damals nur 6,5 cm gross war. Es war jetzt schon sehr lebendig und die Ärztin meinte, das sei gut so, denn Kranke oder Behinderte Babys bewegen sich nicht so stark. 2 Wochen später erfolgte die Nachmessung,
um den Geburtstermin festlegen zu können,
mein Mann kam auch mit. Termin: 24. Juli 2001.
Nach regelmässigen Kontrollen beim Frauenarzt stellte man im 5. Monat Schwangerschaftszucker fest, dies hatte zurfolge, dass ich nicht mehr alles Essen konnte, was ich wollte, denn ich wollte ja nach Aussage der Ärztin kein 5 kg Baby bekommen. Also musste ich meine Essgewohnheiten umstellen, nichts Süsses, wenig Teigwaren, Kartoffeln und Reis, Vollkorn- anstelle von Weissbrot,
mehr Obst, Gemüse und Salate. Mein Mann half toll mit und verzichtete aus Rücksicht auch auf Vieles und schloss sich mir an.
Die Kontrollen, jetzt alle 2. Wochen, waren gut, und das Ultraschal ergab ein normales Baby bis zur Geburt. Von der ca. 34. Woche an kam noch erhöhten Blutdruck dazu. Da es mir und dem Baby aber gut ging bestand kein Bedarf etwas zu unternehmen, ausser jetzt alle Wochen in die Kontrolle zu gehen, den Blutdruck 1x am Tag zu messen, notieren und beim nächsten Untersuch zu zeigen.
Gut hatten wir (ich/Mann) ein eigenes Gerät, denn sonst hätte ich
jeden Tag in die Praxis gehen müssen.Beim Ultraschal in der 38. Woche wurde uns gesagt, dass unser Baby (ca. 48 cm/2,9 kg) der Norm entspräche, und es werde bis zum Termin noch wachsen
und an Gewicht zunehmen, also ca. 50-51cm/3-3,3kg.
Bei der Frauenärztin in der 39. Woche (17.7.01) wurden die Herztöne
(156x in der Minute) gemessen und mit Freude teilte sie mir mit,
dass das gut sei, denn bei der Geburt brauchen Babys ein starkes Herz,
da es ja auch wie die Mütter stark unter Stress stehen.Am Sonntag (22.7.01) waren wir (ich/Mann) bei den Schwiegereltern zum Abendessen. Wir alle haben uns über meinen recht lebhaften Bauch amüsiert, waren doch die Bewegungen unseres Baby sehr deutlich zusehen,
und wir machten Späße darüber, wenn es da sei, habe es auch mehr Platz
zum strampeln und alle freuten sich auf den heran rückenden Termintag.

Einen Tag vor dem Termin

Am Morgen des 23.7.01 wurde ich um 3°°h wach, wie schon jeden Tag
der letzten 2-3. Monaten, aber mit dem Unterschied das ich das Gefühl hatte, dass ich Regelschmerzen habe. Durch den Vorbereitungskurs im Spital, kam ich darauf, dass es Wehen sind. Mit dem Telefon, Unterlagen aus dem Kurs und der Uhr setzte ich mich ins Wohnzimmer. Nun versuchte ich einen Ryhtmus zu finden zwischen den Schmerzen und den Pausen, damit wenn ich in die Klinik anrufen muss, genaue Auskunft geben kann. Um 5°°h war alles wieder normal, also ging ich wieder schlafen, dachte aber, juhu unser Baby will heute kommen.
Der Tag verging ohne dass ich weitere Wehen bekam. Mein Mann fragte mich mehrmals ob sich das Kleine bewege, ich konnte nur ungenau Auskunft geben, aber nahm kleinere Bewegungen wahr. Wie im Kurs gelehrt, nahm ich an, dass unser Baby halt jetzt etwas mehr schläft, da es in der Nacht auch lange wach wahr.
24.7.01 heute nehme ich keine Bewegungen war und ich versuche mehrmals, auch mit Tricks wie z.B. Duschen und Bauch einölen, unser Baby zu wecken. Nichts, es bewegt sich einfach nichts. Um 14°°h rief ich in der Klinik an, um den Termin von morgen auf heute zu verschieben. Es war kein Problem, da sie mich auch anrufen
wollten um den Untersuchungstermin auf heute zu verschieben.
Mit der Aussage: ich solle mir nicht zu viele Gedanken machen,
gingen wir (ich/Mann) ins Spital zur Kontrolle.
Mit dem CTG-Gerät versuchte die Hebamme die Herztöne zufinden, als ich sagte,
" da sind sie ja," entgegnete sie: nein, das ist ihr Herzschlag, die von Babys seien noch viel schneller. Mit der Meinung dass dieses Gerät wohl zu alt sei, holte sie ein Neues, aber auch mit dem fand sie Nichts. Erneut verliess sie das Zimmer und
kam wenig später mit Ultraschal, Ärztin und zwei weiteren Personen zurück.
 Nun sahen wir unser Baby auf dem Ultraschal, aber an der Stelle des Herzchens war kein Pulsieren, nur ein schwarzer Fleck. Die Ärztin sagte zu uns: ich muss ihnen leider mitteilen.... Das weitere haben wir nicht mitbekommen. Ich brach in Tränen aus und klammerte mich an meinen Mann und es schoss mir immer wieder durch den Kopf, unser Baby lebt nicht mehr. Warum???
Unter Tränen und Schock musste ich viele Fragen beantworten und man nahm mir noch 6 Röhrchen Blut ab für Tests, es wurde uns auch mitgeteilt, dass eine normale Geburt besser wäre und weniger Risiken habe als Kaiserschnitt. Jetzt mussten wir zuerst mal frische Luft schnappen, daher gingen wir für ca. 15-30 Min. raus. Als wir zurück waren wurde mir ans Herz gelegt die Geburt so bald wie möglich einzuleiten, am besten gleich oder spätestens morgen früh um 7.30h. Auch wurden wir danach gefragt, ob wir unser Baby sehen wollen, wir antworteten mit nein, wollen aber wissen was es gewesen wäre. Da es unser  Wunsch war die Klinik zu verlassen, durften wir nach Hause, mit der Gewissheit, dass wir jeder Zeit zurück kommen können um das Unvermeidliche in die Wege zuleiten.
Wir gingen zu den Schwiegereltern und riefen auch meine Familie hinzu.
Als mein Mann ihnen mitteilte das unser Baby tot sei, haben sie gemeint,
er mache einen Scherz. Aber als sie mich sahen, wussten sie das es kein Scherz war. Nach etlichen Diskussionen haben wir uns entschlossen noch in dieser Nacht
in die Klinik zurück zu gehen.
Wir gingen nach Hause um den Koffer etwas umzurüsten, unter Tränen nahm
ich die Babysachen heraus die für den Heimweg bestimmt waren,
da wir sie ja nicht brauchten. Mein Mann rief in der Klinik an, um uns anzumelden. Um ca. 23°°h waren wir dann dort. Nun musste ich mich entscheiden, wie ich Gebären wollte, ich entschloss mich für die normale Geburt, hatte ja schon vorher immer Angst vor einem Kaiserschnitt.
Wir bekamen weitere Informationen über Medikamente die mir die Schmerzen nehmen können während der Geburt, sie versprachen uns, da keine Rücksicht auf das Baby genommen werden müsse, stände mir die ganze Palette offen, denn es wäre ja schon schlimm genug zu wissen, dass unser Baby tot zur Welt käme, da müsse ich nicht noch mehr Schmerzen haben. Wir teilten den Ärzten mit, dass wir unser Kind dann doch sehen wollen.

 

Die Geburt und Taufe

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Am 25.7.01 um 1°°h wurde mir eine Tablette an den Gebärmutterhals gelegt um den reifen zu lassen, denn Dieser war noch nicht bereit für eine Geburt. Danach wurde ich auf ein 2er Zimmer gebracht in der Gynäkologie, zum Glück nicht auf der Geburtenstation. Mein Mann durfte die ganze Zeit (Tag und Nacht) bei mir bleiben. Um 8°°h wurde kontrolliert ob sich schon etwas tat, die Hebamme musste nun abklären, ob sie es nun mit Wehenmittel probieren wolle
oder man noch eine Tablette legen müsse.
Jetzt ging alles schneller als erwartet, nach meiner morgendlicher Toilette
um 8.30h gingen die Wehen los, sehr heftig und in kurzen Abständen.
Ich hoffte es wäre bald überstanden und fragte nach, aber die Öffnung war erst einen Finger weit offen. Mein Mann hat sich sehr aufgeregt, dass sie mir keine Schmerzmittel gaben. Nach langem hin und her und auch gutem Zureden von meinem Mann habe ich der PDA zugestimmt (hatte aber sehr grosse Angst).
Bis sie sass verging fast eine Stunde, denn der erste Versuch war missglückt,
der zweite war dann gut und die Wirkung brauchte ja auch noch Zeit.
Wir wollten wissen, ob man unser Kind taufen lassen könne, daher rief mann nach der Seelsorgerin. Es ginge und sie blieb die ganze Zeit bei uns.
Um 13°° kam unser Kind dann zur Welt. Ich und mein Mann waren immer noch der Hoffnung, es wäre alles ein Irrtum, aber es war alles so still. Nun haben wir erfahren, dass unser Kind ein Junge sei (wollten es nicht vorher wissen), nach der Geburt wurde unser Junge von dem Kinderarzt untersucht, gewaschen und angekleidet.
Weiter haben wir erfahren, dass sich unser Sohn nicht stranguliert habe und von aussen gesehen einen guten Eindruck mache, aber dass er schon am Montag gestorben sei, auch die Grösse und das Gewicht wäre kein Problem gewesen. Grösse 46cm, Gewicht 2,560kg, Kopfumfang 33cm???
Das Ultraschal sagte doch ganz was anderes vor zwei Wochen.
Die Ärztin veranlasste nun eine genaue Untersuchung des Mutterkuchens,
das Kind wollten wir nicht aufschneiden lassen, bis zum Ergebnis
ginge es ca. 4-5 Wochen.
Nach dem ich vernäht wahr (3fache Riss) gingen wir in ein anderes Zimmer
um unseren Sohn taufen zu lassen.
Er bekam seinen lang verdienten Namen: Michael Markus.

Abschied

In 1 ½ Tagen haben wir unseren Michael in unser Herz schliessen können, durch halten, liebkosen und streicheln. Am Donnersteg Abend (26.7.01) haben wir
mit der Hebamme unseren Michael umgekleidet, ein Strampelanzug von uns.
Nun kamen unsere Eltern um auch Abschied von dem Enkelkind zu nehmen. Eindrücke, Erinnerungen und Fotos die uns niemand nehmen kann
Am Freitag ging ich wieder nach Hause auf meinen Wunsch (im Spital hatte ich
das Gefühl, dass ich irre werde), musste allerdings eine freischaffende Hebamme (die mich weiter hin betreute) und ein gutes Umfeld vorweisen, auch musste ich einen Termin bei meiner Frauenärztin für die kommende Woche machen.

Wie viel Leid kann ein Mensch noch ertragen????

Begräbnis am 31.7.01

Der Pfarrer aus der Nachbargemeinde, welcher uns am 9.9.99 getraut hatte und meinen Mann schon von Kindheit an kannte, machte für uns soweit eine schöne Beerdigung, leider konnte niemand, wie auch er nicht, verhindern was jetzt geschah. Nach der Rede wollten wir das Särglein in unserem Beisein ins Grab geleiten,
aber an Stelle dass es schön ruhig und langsam ging, fiel es hinunter. Alle waren sehr erschrocken und ich konnte mich nicht mehr beherrschen, mein Mann hatte grosse Mühe, auch mit mir, bis ich die Weinkrämpfe einigermassen wieder
im Griff hatte. Der Rest der Messe in der Kirche bekam ich nicht mehr mit,
mit den Gedanken war ich ganz weit weg, nur nicht hier.

Arzttermin

Mein Mann kam auch mit zur Frauenärztin und wir haben viel geredet, da aber noch keine Untersuchungsergebnisse vorlagen, haben wir beschlossen, dass sie mich anriefe, sobald sie etwas habe und wir es besprechen können.
Nach ca. 4 Wochen rief meine Frauenärztin an, um sich zu erkundigen ob ich schon einen Befund vom Spital habe, da sie auch noch nichts gehört habe. Als ich verneinte, sagte sie mir, dass sie anriefe und mir Bescheid gebe. Nach dem Telefonat im Spital, rief sie mir zurück für einen Termin mit Mann. Jetzt mussten wir erfahren, dass der Mutterkuchen nicht untersucht worden sei, sondern entsorgt. Wo waren die Versprechungen der Ärztin im Spital??
Weitere zwei Wochen verstrichen und ich musste zur Nachuntersuchung in die Praxis. Als ich im Wartezimmer sass, kam meine Ärztin mit einem Blatt und bat mich Dies zulesen, wir werden es sogleich besprechen. Wieder musste ich aus allen Wolken fallen und meine Gedanken kreisen lassen. Es wahr der Autopsiebericht des Mutterkuchens.
Sie sagte mir, dass sie sich sehr schäme für ihre Arztkollegin im Spital, welche die erste Aussage gemachte hatte: nicht untersucht, entsorgt. Der Bericht enthielt eine Positive Mitteilung: der Mutterkuchen wäre noch weiter hin bereit gewesen unser Kind zu ernähren.

An Michael Markus

Mein kleiner Sohn ich werde dich immer lieben und vermissen, denn Du warst und bist mein, in meinem Herzen wird immer Dein Platz sein. Danke, dass Du 40 Wochen meines Lebens reicher gemacht hast.

An meine Mutter ( 30.01.90) und Omi ( 02.08.94) von Markus

Liebes Mami und Omi, nehmt euch unserem Sohne, eurem Enkel und Urenkel an. Wir vermissen Euch auch ganz fest.

Danksagung

Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei meiner Schwiegermutter, welche die Homepage in unserem Sinne kreierte und gestaltet hat, bei unseren Familien, Kollegen und Kolleginnen, bei den Hebammen im Spital und Die zu Hause, der Seelsorgerin, Schwestern auf der Station, meiner Frauenärztin und dem Pfarrer. Sie haben uns sehr geholfen in dieser schweren Zeit und stehen uns auch
jetzt noch zur Seite.

Den grössten Dank muss ich aber meinem Mann geben, denn er war über die ganze Zeit (auch jetzt noch) stark für mich/sich und immer an meiner Seite.
Ich bin froh, dass ich Dich habe, ich liebe Dich.

Annja und Markus

 

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