Die
Schwangerschaft
Ich (30) und mein Mann (33) waren schon fast ein Jahr verheiratet, als
wir beschlossen unsere kleine Familie mit einem Baby zu bereichern. Anfang Juni
2000 setzte ich dann die Pille ab. Als Ende November mein Zyklus immer noch
nicht kam und mein Mann auch immer danach fragte, machte ich einen Selbsttest.
Das Ergebnis: JUHUI wir
erwarten Nachwuchs.
Ich bat meinen Mann noch zu schweigen, bevor es wir den Grosseltern
erzählen, denn ich wollte zuerst die Bestätigung von meiner Frauenärztin haben.
Ich machte am Tag darauf sofort einen Termin ab, leider ging es erst auf den
23. Dezember 2000 und trotzdem war ich froh diesen Termin zu bekommen, da die
Arzthelferin mir erst im Januar 2001 einen Bescheid geben wollte, mit der Begründung, es
sei ja jetzt noch viel zu früh.
Nach dem Untersuch hatte mir mein Selbsttest bestätigt: Ich war
schwanger.
Nun konnten wir es den Grosseltern mitteilen aber wie, denn Weihnachten
feiern unsere Familien getrennt. Wir lösten es auf diese Weise am 24. Dezember
2000: Wir waren zuerst am Mittag bei meiner Familie und am Abend bei seiner.
Mein Mann bekam von mir als letzter je Familie noch ein Geschenk, welches ein
Strampelhöschen enthielt. So waren die Grosseltern und unsere Geschwister über
unseren Nachwuchs Informiert.Am 10. Januar 2001 wurde das 1. Ultraschal (im Spital, Ärztin hat kein
Ultraschall) gemacht und ich sah unser Baby so deutlich, das Köpfchen, die
Ärmchen mit Händchen, die Beinchen mit den Füsschen, obwohl es damals nur
6,5 cm gross war. Es war jetzt schon sehr lebendig und die Ärztin meinte, das sei
gut so, denn Kranke oder Behinderte Babys bewegen sich nicht so stark.
2 Wochen später erfolgte die Nachmessung, um den Geburtstermin
festlegen zu können, mein Mann kam auch mit. Termin: 24. Juli 2001. Nach regelmässigen Kontrollen beim Frauenarzt stellte man im 5. Monat
Schwangerschaftszucker fest, dies hatte zurfolge, dass ich nicht mehr alles
Essen konnte, was ich wollte, denn ich wollte ja nach Aussage der Ärztin kein
5 kg Baby bekommen. Also musste ich meine Essgewohnheiten umstellen, nichts
Süsses, wenig Teigwaren, Kartoffeln und Reis, Vollkorn- anstelle von Weissbrot,
mehr Obst, Gemüse und Salate. Mein Mann half toll mit und verzichtete aus
Rücksicht auch auf Vieles und schloss sich mir an. Die Kontrollen, jetzt alle 2. Wochen, waren gut, und das Ultraschal ergab
ein normales Baby bis zur Geburt. Von der ca. 34. Woche an kam noch erhöhten
Blutdruck dazu. Da es mir und dem Baby aber gut ging bestand kein Bedarf etwas
zu unternehmen, ausser jetzt alle Wochen in die Kontrolle zu gehen, den
Blutdruck 1x am Tag zu messen, notieren und beim nächsten Untersuch zu zeigen.
Gut hatten wir (ich/Mann) ein eigenes Gerät, denn sonst hätte ich jeden Tag in
die Praxis gehen müssen.Beim Ultraschal in der 38. Woche wurde uns gesagt, dass unser Baby (ca.
48 cm/2,9 kg) der Norm entspräche, und es werde bis zum Termin noch wachsen und an
Gewicht zunehmen, also ca. 50-51cm/3-3,3kg. Bei der Frauenärztin in der 39. Woche (17.7.01) wurden die Herztöne
(156x in der Minute) gemessen und mit Freude teilte sie mir mit, dass das gut
sei, denn bei der Geburt brauchen Babys ein starkes Herz, da es ja auch wie die
Mütter stark unter Stress stehen.Am Sonntag (22.7.01) waren wir (ich/Mann) bei den Schwiegereltern zum
Abendessen. Wir alle haben uns über meinen recht lebhaften Bauch amüsiert, waren
doch die Bewegungen unseres Baby sehr deutlich zusehen, und wir machten Späße
darüber, wenn es da sei, habe es auch mehr Platz zum strampeln und alle freuten
sich auf den heran rückenden Termintag.
Einen Tag vor dem Termin
Am Morgen des 23.7.01 wurde ich um 3°°h wach, wie schon jeden Tag der
letzten 2-3. Monaten, aber mit dem Unterschied das ich das Gefühl hatte, dass
ich Regelschmerzen habe. Durch den Vorbereitungskurs im Spital, kam ich darauf,
dass es Wehen sind. Mit dem Telefon, Unterlagen aus dem Kurs und der Uhr setzte
ich mich ins Wohnzimmer. Nun versuchte ich einen Ryhtmus zu finden zwischen den
Schmerzen und den Pausen, damit wenn ich in die Klinik anrufen muss, genaue
Auskunft geben kann. Um 5°°h war alles wieder normal, also ging ich wieder
schlafen, dachte aber, juhu unser Baby will heute kommen. Der Tag verging ohne dass ich weitere Wehen bekam. Mein Mann fragte mich
mehrmals ob sich das Kleine bewege, ich konnte nur ungenau Auskunft geben, aber
nahm kleinere Bewegungen wahr. Wie im Kurs gelehrt, nahm ich an, dass unser Baby
halt jetzt etwas mehr schläft, da es in der Nacht auch lange wach wahr. 24.7.01 heute nehme ich keine Bewegungen war und ich versuche mehrmals,
auch mit Tricks wie z.B. Duschen und Bauch einölen, unser Baby zu wecken.
Nichts, es bewegt sich einfach nichts. Um 14°°h rief ich in der Klinik an, um
den Termin von morgen auf heute zu verschieben. Es war kein Problem, da sie
mich auch anrufen wollten um den Untersuchungstermin auf heute zu verschieben.
Mit der Aussage: ich solle mir nicht zu viele Gedanken machen, gingen wir
(ich/Mann) ins Spital zur Kontrolle. Mit dem CTG-Gerät versuchte die Hebamme die Herztöne zufinden, als ich
sagte, " da sind sie ja," entgegnete sie: nein, das ist ihr Herzschlag, die von
Babys seien noch viel schneller. Mit der Meinung dass dieses Gerät wohl zu alt
sei, holte sie ein Neues, aber auch mit dem fand sie Nichts. Erneut verliess sie
das Zimmer und kam wenig später mit Ultraschal, Ärztin und zwei weiteren
Personen zurück. Nun sahen wir unser Baby auf dem Ultraschal, aber an der Stelle des
Herzchens war kein Pulsieren, nur ein schwarzer Fleck. Die Ärztin sagte zu uns:
ich muss ihnen leider mitteilen.... Das weitere haben wir nicht mitbekommen.
Ich brach in Tränen aus und klammerte mich an meinen Mann und es schoss mir
immer wieder durch den Kopf, unser Baby lebt nicht mehr. Warum??? Unter Tränen und Schock musste ich viele Fragen beantworten und man
nahm mir noch 6 Röhrchen Blut ab für Tests, es wurde uns auch mitgeteilt, dass
eine normale Geburt besser wäre und weniger Risiken habe als Kaiserschnitt.
Jetzt mussten wir zuerst mal frische Luft schnappen, daher gingen wir für ca. 15-30
Min. raus. Als wir zurück waren wurde mir ans Herz gelegt die Geburt so bald
wie möglich einzuleiten, am besten gleich oder spätestens morgen früh um 7.30h.
Auch wurden wir danach gefragt, ob wir unser Baby sehen wollen, wir antworteten
mit nein, wollen aber wissen was es gewesen wäre. Da es unser Wunsch war die Klinik zu verlassen, durften
wir nach Hause, mit der Gewissheit, dass wir jeder Zeit zurück kommen können um
das Unvermeidliche in die Wege zuleiten. Wir gingen zu den Schwiegereltern und riefen auch meine Familie hinzu.
Als mein Mann ihnen mitteilte das unser Baby tot sei, haben sie gemeint, er
mache einen Scherz. Aber als sie mich sahen, wussten sie das es kein Scherz
war. Nach etlichen Diskussionen haben wir uns entschlossen noch in dieser Nacht
in die Klinik zurück zu gehen. Wir gingen nach Hause um den Koffer etwas umzurüsten, unter Tränen
nahm ich die Babysachen heraus die für den Heimweg bestimmt waren, da wir sie
ja nicht brauchten. Mein Mann rief in der Klinik an, um uns anzumelden. Um ca.
23°°h waren wir dann dort. Nun musste ich mich entscheiden, wie ich Gebären
wollte, ich entschloss mich für die normale Geburt, hatte ja schon vorher immer
Angst vor einem Kaiserschnitt. Wir bekamen weitere Informationen über Medikamente die mir die
Schmerzen nehmen können während der Geburt, sie versprachen uns, da keine
Rücksicht auf das Baby genommen werden müsse, stände mir die ganze Palette offen,
denn es wäre ja schon schlimm genug zu wissen, dass unser Baby tot zur Welt
käme, da müsse ich nicht noch mehr Schmerzen haben. Wir teilten den Ärzten mit,
dass wir unser Kind dann doch sehen wollen.
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Die Geburt und Taufe
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Am 25.7.01 um 1°°h wurde mir eine Tablette an den Gebärmutterhals
gelegt um den reifen zu lassen, denn Dieser war noch nicht bereit für eine
Geburt. Danach wurde ich auf ein 2er Zimmer gebracht in der Gynäkologie, zum
Glück nicht auf der Geburtenstation. Mein Mann durfte die ganze Zeit (Tag und
Nacht) bei mir bleiben. Um 8°°h wurde kontrolliert ob sich schon etwas tat, die
Hebamme musste nun abklären, ob sie es nun mit Wehenmittel probieren
wolle oder man noch eine Tablette legen müsse. Jetzt ging alles schneller als erwartet, nach meiner morgendlicher
Toilette um 8.30h gingen die Wehen los, sehr heftig und in kurzen Abständen.
Ich hoffte es wäre bald überstanden und fragte nach, aber die Öffnung war erst
einen Finger weit offen. Mein Mann hat sich sehr aufgeregt, dass sie mir keine
Schmerzmittel gaben. Nach langem hin und her und auch gutem Zureden von meinem
Mann habe ich der PDA zugestimmt (hatte aber sehr grosse Angst). Bis sie sass
verging fast eine Stunde, denn der erste Versuch war missglückt, der zweite war
dann gut und die Wirkung brauchte ja auch noch Zeit. Wir wollten wissen, ob man unser Kind taufen lassen könne, daher rief
mann nach der Seelsorgerin. Es ginge und sie blieb die ganze Zeit bei uns. Um
13°° kam unser Kind dann zur Welt. Ich und mein Mann waren immer noch der
Hoffnung, es wäre alles ein Irrtum, aber es war alles so still. Nun haben wir
erfahren, dass unser Kind ein Junge sei (wollten es nicht vorher wissen), nach
der Geburt wurde unser Junge von dem Kinderarzt untersucht, gewaschen und
angekleidet. Weiter haben wir erfahren, dass sich unser Sohn nicht stranguliert habe
und von aussen gesehen einen guten Eindruck mache, aber dass er schon am Montag
gestorben sei, auch die Grösse und das Gewicht wäre kein Problem gewesen.
Grösse 46cm, Gewicht 2,560kg, Kopfumfang 33cm??? Das Ultraschal sagte doch ganz
was anderes vor zwei Wochen. Die Ärztin veranlasste nun eine genaue
Untersuchung des Mutterkuchens, das Kind wollten wir nicht aufschneiden lassen,
bis zum Ergebnis ginge es ca. 4-5 Wochen. Nach dem ich vernäht wahr (3fache Riss) gingen wir in ein anderes Zimmer
um unseren Sohn taufen zu lassen. Er bekam seinen lang verdienten Namen:
Michael Markus.
Abschied
In 1 ½ Tagen haben wir unseren Michael in unser Herz schliessen können,
durch halten, liebkosen und streicheln. Am Donnersteg Abend (26.7.01) haben wir
mit der Hebamme unseren Michael umgekleidet, ein Strampelanzug von uns. Nun
kamen unsere Eltern um auch Abschied von dem Enkelkind zu nehmen. Eindrücke,
Erinnerungen und Fotos die uns niemand nehmen kann Am Freitag ging ich wieder nach Hause auf meinen Wunsch (im Spital
hatte ich das Gefühl, dass ich irre werde), musste allerdings eine freischaffende
Hebamme (die mich weiter hin betreute) und ein gutes Umfeld vorweisen, auch
musste ich einen Termin bei meiner Frauenärztin für die kommende Woche machen.
Wie viel Leid kann ein
Mensch noch ertragen????
Begräbnis am 31.7.01
Der Pfarrer aus der Nachbargemeinde, welcher uns am 9.9.99 getraut hatte
und meinen Mann schon von Kindheit an kannte, machte für uns soweit eine schöne
Beerdigung, leider konnte niemand, wie auch er nicht, verhindern was jetzt
geschah. Nach der Rede wollten wir das Särglein in unserem Beisein ins Grab
geleiten, aber an Stelle dass es schön ruhig und langsam ging, fiel es hinunter.
Alle waren sehr erschrocken und ich konnte mich nicht mehr beherrschen, mein
Mann hatte grosse Mühe, auch mit mir, bis ich die Weinkrämpfe einigermassen
wieder im Griff hatte. Der Rest der Messe in der Kirche bekam ich nicht mehr
mit, mit den Gedanken war ich ganz weit weg, nur nicht hier.
Arzttermin
Mein Mann kam auch mit zur Frauenärztin und wir haben viel geredet, da
aber noch keine Untersuchungsergebnisse vorlagen, haben wir beschlossen, dass
sie mich anriefe, sobald sie etwas habe und wir es besprechen können. Nach ca. 4 Wochen rief meine Frauenärztin an, um sich zu erkundigen ob
ich schon einen Befund vom Spital habe, da sie auch noch nichts gehört habe.
Als ich verneinte, sagte sie mir, dass sie anriefe und mir Bescheid gebe. Nach
dem Telefonat im Spital, rief sie mir zurück für einen Termin mit Mann. Jetzt
mussten wir erfahren, dass der Mutterkuchen nicht untersucht worden sei,
sondern entsorgt. Wo waren die Versprechungen der Ärztin im Spital?? Weitere zwei Wochen verstrichen und ich musste zur Nachuntersuchung in
die Praxis. Als ich im Wartezimmer sass, kam meine Ärztin mit einem Blatt und
bat mich Dies zulesen, wir werden es sogleich besprechen. Wieder musste ich aus
allen Wolken fallen und meine Gedanken kreisen lassen. Es wahr der
Autopsiebericht des Mutterkuchens. Sie sagte mir, dass sie sich sehr schäme für
ihre Arztkollegin im Spital, welche die erste Aussage gemachte hatte: nicht
untersucht, entsorgt. Der Bericht enthielt eine Positive Mitteilung: der
Mutterkuchen wäre noch weiter hin bereit gewesen unser Kind zu ernähren.
An Michael Markus
Mein kleiner Sohn ich werde dich immer lieben und vermissen, denn Du
warst und bist mein, in meinem Herzen wird immer Dein Platz sein. Danke, dass
Du 40 Wochen meines Lebens reicher gemacht hast.
An meine Mutter († 30.01.90) und Omi († 02.08.94) von
Markus
Liebes Mami und Omi, nehmt euch unserem Sohne, eurem Enkel und Urenkel
an. Wir vermissen Euch auch ganz fest.
Danksagung
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei meiner Schwiegermutter,
welche die Homepage in unserem Sinne kreierte und gestaltet hat, bei unseren
Familien, Kollegen und Kolleginnen, bei den Hebammen im Spital und Die zu
Hause, der Seelsorgerin, Schwestern auf der Station, meiner Frauenärztin und
dem Pfarrer. Sie haben uns sehr geholfen in dieser schweren Zeit und stehen uns
auch jetzt noch zur Seite.
Den grössten Dank muss ich aber meinem Mann geben, denn er war über die
ganze Zeit (auch jetzt noch) stark für mich/sich und immer an meiner Seite. Ich
bin froh, dass ich Dich habe, ich liebe Dich.
Annja und Markus

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